Programm
Immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Konzertorten in Offenbach ist das Isenburg Quartett, das für sein Konzert am Donnerstag, 13. März um 19:30 Uhr in einem der versteckten Offenbacher Hinterhöfe fündig geworden ist. Hier befindet sich das Theateratelier Bleichstraße 14 H, in dem seit 1999 Kindertheater und Abendprogramm geboten wird. Im Konzert erkunden die vier Streicherinnen und Streicher Jagdish Mistry, Diego Ramos Rodríguez, Laura Hovestadt und Sophie-Justine Herr mit den Mitteln des Streichquartetts Licht, Raum, Theatralik und Witz. Im Fokus stehen Werke aus vier Jahrhunderten österreichischen Musikschaffens von Joseph Haydn, Franz Schubert, Anton Webern und Flora Geißelbrecht. Wie immer moderiert das Quartett sein Konzert kenntnisreich und charmant selbst.
In seiner letzten Komposition für Streichquartett Op. 77 Nr. 2 aus dem Jahr 1799 zeigt Joseph Haydn, wie sich Witz und Melancholie, Leichtigkeit und Weisheit in einer damals noch sehr jungen Gattung verbinden. Dabei etablierte er Grenzen und Möglichkeiten des klassischen Kanons, die bereits wenige Jahre später Franz Schubert in Frage stellte. In Schuberts Streichquartett Nr. 4, das er 1813 mit sechzehn Jahren komponierte, finden sich Spuren Haydns – und doch lebt in diesem Werk zweifellos der Geist des 19. Jahrhunderts. Während Schuberts Jugendwerk die musikalische Vergangenheit verarbeitet und optimistisch auf die Zukunft blickt, wirkt Anton Weberns „Langsamer Satz“ (1905) wie ein poetischer, melancholischer Nachruf auf das vergangene Jahrhundert. Das jüngste Stück des Programms „Light of third…“ von Flora Geißelbrecht wurde 2024 für das Isenburg Quartett geschrieben und steht paradigmatisch für die Erweiterung der Grenzen des Streichquartetts. Es wird wörtlich mit Licht und Schatten gespielt: Die Musikerinnen und Musiker bringen Taschenlampen an ihren Instrumenten und Bögen an, nicht nur, um Reflexionen auf eine weiße Leinwand zu produzieren, sondern auch, um bestimmte Klangfrequenzen durch Vibrationen am Korpus der Instrumente ans Licht zu bringen, die normalerweise unhörbar sind.